Wir erleben gerade eine Diktatoren-Dämmerung, die Riege der Schurken dieser Welt lichtet sich. Doch noch immer erdulden Milliarden von Menschen Unterdrückung. Wie ist das möglich, warum begehren sie nicht auf? Vor allem natürlich, weil Gewalt im Spiel ist, die alles beiseiteräumt, was sich ihr in den Weg stellt. Aber es gibt noch einen anderen Grund, Psychologen stießen beim Studium einer ganz anderen Frage darauf: Warum verharren so viele in miserablen Ehen? In beiden Situationen halten Menschen an einem Status quo fest, obwohl der eigentlich unerträglich ist. Gesteuert wird dieses Verhalten von einer Art Rechtfertigungsprogramm, entdeckten die US-Psychologen Aaron Kay und Justin Friesen.
Es läuft immer dann ab, wenn Menschen davon überzeugt sind, an ihrer Situation nichts ändern zu können – sei es eine katastrophale Ehe oder das Leben in einem diktatorischen Regime. Wer aber einer Situation ausgeliefert ist, der arrangiert sich eben mit seinem Unglück. Der Mensch, so die Forscher, neigt eher dazu, bestehende Systeme zu unterstützen, anstatt sich für einen Wandel einzusetzen, offenbar entsteht ein großer Teil der Unwilligkeit zum Aufbegehren und des Willens zur Anpassung automatisch im Kopf eines jeden. Und dennoch: Selten haben sich so viele Diktatoren, Verbrecher und Unterdrücker verabschiedet wie in jüngster Zeit. Irgendwann scheint das Programm abgenutzt zu sein.
Quelle: pm