11. Die erste verschlüsselte Botschaft

Mit der Fähigkeit, Nachrichten zu verschlüsseln, beginnt der Aufstieg der Geheimdienste. Der erste Agent war ein Bote aus Sparta. Das Kryptoprogramm, das er überbringen sollte, war auf einen Lederstreifen geschrieben, den er als Gürtel um seinen Körper trug. Für jemanden, der das Verschlüsselungssystem nicht kannte, waren die Zeichen wirre Kritzeleien. Um die Nachricht zu entziffern, musste der Empfänger den Lederstreifen um einen sechseckigen Holzstab wickeln. Danach lagen weit voneinander entfernte Buchstaben sinnvoll nebeneinander, Wörter wurden lesbar. Deutlich komplexere Verschlüsselungstechniken schützen heute unsere Banküberweisungen.

12. Die erste Fensterscheibe sorgte im 1. Jahrhundert n. Chr. für Erleuchtung

Mit der Erfindung des Fensterglases kurz nach Christi Geburt kam endlich ausreichend Tageslicht in die Häuser. Sie hatten zuvor nur winzige Lichtöffnungen. Die Römer entdeckten das Geheimnis der Fensterherstellung: Mischte man Flusssand und das Salz-Mineral Natron im richtigen Verhältnis und erhitzte sie, so konnte man die zähflüssige Rohmasse auf eine ebene Fläche gießen, flach drücken und sie mithilfe von Zangen in 20 mal 30 Zentimeter große Rechtecke ziehen. Die ersten Scheiben waren grün oder blaugrün und fanden sich in den Villen der Oberschicht in Rom, Pompeji oder Herculaneum. Heute halten Glasmacher aus Karlsruhe den Weltrekord mit einer Fensterfläche von 92 Quadratmetern.

13. Der erste Langbogen veränderte im 14. Jahrhundert die Kriegsführung

Diese Waffe veränderte die Geschichte Europas. Im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich war sie die Vorraussetzung für die militärische Dominanz der Engländer: Die Schützen mit ihren zwei Meter langen Bögen konnten Distanzen von 200 Metern überwinden. In der Schlacht von Créy am 26. August 1346 schoss jeder der 6.000 Bogenschützen pro Minute sechs Pfeile ab: Eine mächtige Waffe gegen die schwerfälligen französischen Ritter, auf die das französische Heer setzte. Kriegsentscheid durch Technik, das galt schon damals.

14. Das erste Buch wurde 1440 gedruckt

Das Buch ist das erste Massenprodukt der Menschheit und markierte eine mediale Revolution. Das dafür notwendige mechanische Druckverfahren entwarf der deutsche Goldschmied Johannes Gutenberg 1440. Kernelement des flexiblen Drucksystems waren die beweglichen Lettern, die er in einem Handgießverfahren mit spezieller Legierung passgenau herstellen konnte. Dieses Verfahren machte den Buchdruck wirtschaftlich: Eine Druckpresse schaffte 3.600 Seiten pro Tag, zuvor waren im Handdruckverfahren nur 40 Seiten möglich gewesen. Das Magazin Time-Life wählte den Buchdruck zur bedeutensten Erfindung des zweiten Jahrtausends.

15. Das erste Fernrohr brachte uns 1608 das Universum näher

Kaum eine Erfindung veränderte unser Weltbild so sehr wie das Fernrohr. Denn damit konnten Forscher wie Galilei erstmals den Mond, Planeten und bis dahin nie gesehene Bereiche des übrigen Alls beobachten. Auf die Idee mit dem Fernrohr kam der holländische Brillenmacher Hans Lipperhey im Sommer 1608, als in seinem Laden Kinder mit herumliegenden Linsen spielten und zufällig eine konkave vor eine konvexe Linse brachten. Blickte man druch, sah alles größer aus. Mit seinem Fernrohr, das zunächst das holländische und später das Galilei’sche Fernnrohr genannt wurde, sah man Objekte anders als bei Keplers Fernrohr, aufrecht. Auf den Kopf stellte Galilei nur unsere Sicht des Universums.

16. Der erste Aufzug veränderte 1853 den Städtebau

Mit dem Personenaufzug begann in New York die Epoche der Wolkenkratzer. Bis dahin galten vier oder fünf Stockwerke als maximal erreichbare Höhe. Auch die Beliebtheit der Etagen kehrte sich um: Der Aufzug beendete die Ära der Bel Etage (des beliebtesten und am besten ausgestatteten Stockwerks) und begründete die des Penthouses. Dabei waren anfangs die Sicherheitsbedenken groß. Erfinder Graves Otis musste 1853 zu einer dramatischen Showeinlage greifen, um die Menschen zu überzeugen: Vor großem Publikum wies er einen Assistenten an, das einzige Tragseil des Lifts, in dem er sich befand, durchzuschneiden. Die Aufzugskabine ruckelte kurz und stoppte dann vollautomatisch. Das war der Durchbruch. Heute fährt statistisch gesehen jeder Mensch einmal innerhalb von 72 Stunden mit dem Aufzug.

17. Die erste Kältemaschine revolutioniert 1876 unsere Ernährung

Der Kühlschrank veränderte unseren Speiseplan entscheidend: Lebensmittel ließen sich damit länger lagern. Das Gerät etablierte sich zunächst in Kuba und den USA, 1937 hatte bereits jeder zweite amerikansiche Haushalt einen Kühlschrank. Den entscheidenden Beitrag zu seiner Entwicklung hatte 1876 der deutsche Ingenieur Carl von Linde mit einem nach ihm benannten Verfahren geleistet: Er komprimierte Luft und leitete die entstehende Wärme ab. Beim anschließenden Entspannen der komprimierten Luft kühlte sie sich stark ab. Diese Kältemaschine ist noch heute das Herzstück jedes Kühlschranks.

18. Der erste Container war 1956 unterwegs

Der Container markiert den Beginn der Globalisierung. Eine Kiste aus Stahl wurde 1956 zum Maß aller Dinge. 6,05 Meter lang, 2,44 Meter breit und 2,59 Meter hoch, erfunden vom amerikanischen Reeder Malcom MacLean. Ihre wichtigste Eigenschaften: schlicht, billig und stapelbar. In einen 20-Fuß-Standardcontainer passen zehntausend Hosen oder 20.000 Uhren, ein paar hundert Computer, Kinderspielzeug, Industrieteile. Kurz: Alles, was im globalen Welthandel wichtig ist. Die ersten 58 Container starteten am 28. April 1956 an Bord des Frachters „Ideal X“ von New Jersey nach Houston, Texas. Derzeit sind rund 28 Millionen Container weltweit unterwegs.

19. Der erste Plastikdübel fraß sich 1957 in die Wand

Ohne Dübel aus Plastik gäbe es weder Einbauküchen noch Wandregale. Danken drüfen wir dafür em 1919 geborenen Bauschlosser Artur Fischer, der sich im Sommer 1957 an die Werkbank seiner 160 Quadratmeter großen Werkstatt im Waldachtal setzte, wo er Zähne und Sperrzungen in einen Plastikstift feilte. Die Kunst des Dübels liegt darin, sich förmlich in die Wand hineinzufressen, um sicher zu halten. Bis heute wurden mehr als 40 Milliarden Stück verkauft. Artur Fischer gehört wie Thomas Edison zu den erfolgreichsten Erfindern weltweit.

20. Die erste digitale Kamera lieferte 1973 ihre Pixelbilder

Die Digitalkamera war der Vorbote des digitalen Zeitalters: Ein grandioser Aufschwung der visuellen Kommunikationsformen begann damit. Aus purer Lust am Basteln hatte der Kodak-Angestellte Steven J. Sasson 1973 die erste digitale Kamera entwickelt, einen „tragbaren elektronischen Fotoapparat mit Playback-System“. Die auf einem lichtempfindlichen Sensor empfangenen Signale wurden auf einer Kassette in der Kamera aufgezeichnet. Diese musste man in ein Abspielgerät einlegen und an einen Fernseher anschließen. Ironie der Geschichte: Im Januar 2012 ging Kodak pleite – weil das Unternehmen die weitere digitale Revolution verschlafen hatte.

21. Der erste Hypertext machte 1989 das World Wide Web möglich

In kürzester Zeit hat das Internet die Welt mehr verändert als alle anderen Erfindungen. Dabei wollte der Brite Tim Berners-Lee 1989 nur ein System entwickeln, um Forschungsergebnisse leicht mit Kollegen an der Forschungseinrichtung CERN bei Genf austauschen zu können. Auf besonders einfache Weise sollten Forscher von einem zitierten Artikel zum nächsten gelangen können. Doch mit dem zugrunde liegenden Hypertext-Protokoll schuf Berners-Lee nicht nur ein Kommunikationsinstrument für Wissenschaftler, sondern für die ganze Welt.

 

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21 Dinge die die Welt verändert haben – Teil 1