Der Yale-Professor Hiram Bingham traute seinen Augen nicht, als er im Jahr 1911 Machu Picchu entdeckte. In der ersten Euphorie hielt er die gewaltigen Anlagen in knapp 2400 Metern Höhe im heutigen Peru für die Wiege der gesamten Inka-Kultur. Ein paar Jahre und genauere Nachforschungen später vermutete man, die Tempel seien zu Ehren des Sonnengottes Inti errichtet worden. Unter anderem, weil auch über 100 Skelette gefunden wurden, die auf Menschenopfer schließen ließen. Andere Wissenschaftler glaubten, Machu Picchu sei mit seinen mehr als 200 steinernen Bauten eine unvollendete Stadt. Die Eroberung Süd-Amerikas durch Spanien habe die Fertigstellung aufgehalten – die Riesenbaustelle sei in Vergessenheit geraten.

Eine neue Theorie kommt nun von Richard Burger, ebenfalls von der Uni Yale (seit der Entdeckung vor 100 Jahren sind die Forschungen fest in den Händen dieser US-Universität). Burger glaubt, Machu Picchu sei das luxuriöse Urlaubsrefugium des Inkaherrschers gewesen. Hier, in der überwältigend schönen Bergeinsamkeit, habe er sich samt Gefolge aufgehalten, um sich von den Regierungsgeschäften im 75 Kilometer entfernten Cuzco zu erholen. Stimmt diese Theorie, waren die Bauten weder Tempel noch Priesterwohnungen, sondern Gästehäuser. Und Häuser für 500 bis 600 Bedienstete, die mit dem Sonnenkönig in die Höhenluft reisten. Als die Conquistadores das Land ins Chaos stürzten, war es mit der Ferienzeit für die Inkas vorbei.

Quelle: pm-magazin.de