Der Zweite Weltkrieg ist seit fast 70 Jahren vorbei, aber er fordert immer noch seine Opfer: 2007 im Frühsommer starben drei Menschen, weil eine alte Fliegerbombe nicht rechtzeitig entschärft werden konnte. Der Blindgänger lag nicht auf irgendeinem Acker, sondern in der Innenstadt von Göttingen, und die Opfer waren professionelle Bombenentschärfer – trotzdem hatten sie keine Chance. Ein derartiges Unglück ist zum Glück die Ausnahme, doch Profis wissen: Bei Bombenalarm liegt immer ein Hauch von Katastrophe in der Luft, und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben. In Großstädten wie Berlin und Hamburg stecken jeweils noch um die 3000 Sprengkörper im Boden, deutschlandweit dürften es noch mindestens 100000 sein – genau weiß das keiner. Zwar werden Jahr für Jahr massenhaft Uralt-Kampfmittel gefunden und unschädlich gemacht, doch gebannt ist die Gefahr noch lange nicht.

Vielmehr gewinnt das Problem sogar noch an Schärfe: Je mehr Zeit verstreicht, desto wahrscheinlicher wird es, dass Blindgänger von selbst hochgehen, weil der Zahn der Zeit an ihnen nagt. Das gilt ganz besonders für Bomben mit chemischen Langzeitzündern. Diese waren so konstruiert, dass sie erst einige Tage nach Abwurf detonierten (um den Angst-Pegel in der Bevölkerung gleichmäßig hoch zu halten): Im Fallen wurde eine Chemikalie im Bombenkörper freigesetzt, die dann den Verschluss der eigentlichen Zündung allmählich zersetzte – ein störanfälliger Mechanismus, der viele Blindgänger produziert hat. Wenn nun nach Jahrzehnten die Hülle des eigentlichen Zünders zerbröselt, geht die Bombe los.

Ein größeres Maß an Sicherheit ließe sich nur durch eine systematische Blindgänger-Suche erreichen, aber das können sich die Städte und Kommunen nicht leisten. Gesucht wird nur aus aktuellem Anlass, und das sind schlicht und einfach: Bauarbeiten.

Quelle: pm-magazin.de