Die theoretische Physik rechnet fest damit. Doch was geschieht mit uns, wenn es tatsächlich mehr als drei Dimensionen geben sollte? Ist der uns bekannte dreidimensionale Raum nur der Schatten einer mehrdimensionalen Wirklichkeit? Erkennen wir diese nur deshalb nicht, weil sie sich auf Teilchenebene in so kleinem Maßstab abspielt, dass wir nicht zu ihr vordringen können?

Oder weil wir von Natur aus auf die dreidimensionale Weltsicht programmiert sind wie die Raupe auf ihr Blatt? Der Teilchenbeschleuniger LHC am Forschungszentrum CERN bei Genf könnte helfen, das Geheimnis zu entschlüsseln. Dort werden Teilchen so aufeinandergejagt, dass sie genug Energie freisetzen, um die Dreidimensionalität eventuell aufzubrechen, in der sie gefangen sind. Nach den Gesetzen der Quantenmechanik benötigt ein Teilchen umso weniger Raum, je mehr Energie es besitzt. Erhöht man die Teilchenenergie auf mehr als ein Teraelektronenvolt (TeV), sinkt die Teilchenausdehnung auf unter 10-19 Meter. Sollte es nun eine zusätzliche Dimension dieser Größenordnung geben, könnte das Teilchen buchstäblich in sie hineinfallen und würde zu vibrieren beginnen. Diese Vibrationen sollte man auch in unseren drei Dimensionen messen können, glauben die Physiker.

Doch auch auf andere Weise könnten sich zusätzliche Dimensionen verraten: Sollte der LHC subatomare Schwarze Löcher produzieren, wären sie allein Beweis genug. Denn die Schwerkraft im normalen dreidimensionalen Raum ist zu schwach, um Schwarze Löcher dieser Größe hervorzubringen. Die Entdeckung weiterer Dimensionen würde nicht nur die Physik umwälzen, sondern auch verwandte Disziplinen. Phänomene wie die kosmische Beschleunigung könnten damit erklärt werden. Womöglich wäre eine solche Entdeckung sogar die Vorstufe zu einem völlig neuen Verständnis der Dimensionen: Vielleicht basieren Raum und Zeit auf physikalischen Prinzipien, die ihre Wurzeln in einer raum- und zeitlosen Sphäre haben. Doch egal, wie aufregend Physiker die zusätzlichen Dimensionen in der Theorie finden, selbst erleben werden wir sie nie. Denn wenn sie für die Teilchen zugänglich wären, aus denen natürlich auch unser Körper besteht, würde diese zusätzliche Bewegungsfreiheit die komplexen Strukturen zerstören, die uns am Leben erhalten.

Die Welt von Morgen Reihe Überblick:
Teil 1 – Das Klonen von Menschen
Teil 2 – Vorstoß in neue Dimensionen des Raums
Teil 3 – Die nukleare Katastrophe
Teil 4 – Fusionsreaktoren lösen unsere Energieprobleme
Teil 5 – Eine Pandemie breitet sich aus
Teil 6 – Maschinen fangen an zu denken
Teil 7 – Tote Materie wird zum Leben erweckt