Eisenbahn, Flugzeuge oder gar die Nanotechnik. Wissenschaftliche und technische Meisterleistungen des moderenen Menschen. Doch auch Abseits von Smartphones und Hubble-Teleskop, haben Erfindungen die Welt nachhaltig verändert. Die „Großen“ kennen wir alle nur zu gut, dabei vergessen wir gerne die „Kleinen“ welche unser heutiges Leben und die genannten Meisterleistungen überhaupt ermöglicht haben. Ist Ihnen bewusst, dass beispielsweise die Erfindung des Fahrstuhls maßgeblich für das Bild moderner Städte verantwortlich ist?

1. Das erste Wort fiel vor gut 1,5 Millionen Jahren

Am Anfang der Sprache stand vermutlich ein Zischlaut wie „Tsch tsch tsch“. Niemand ahnte damals, wie er die Welt verändern sollte. Gesprochen wurde er von einer Mutter im Nordosten Afrikas zu ihrem Baby, und das Zischen trug eine einfache Botschaft: „Ich muss hier nur schnell auf dem Boden ein paar Früchte sammeln: Ich bin ja da..“. Noch heute ist dies ein multikultureller Sprachgebrauch, der auf der ganzen Welt beobachtet werden kann. Aus dieser anfänglichen Anwesenheitsbeteuerung entwickelte sich zunehmend eine gewaltige Breite an menschlichen Lautäußerungen: Tausende verschiedene Sprachen, komplexe Grammatiken, unterschiedlichste Dialekte.

2. Das erste Feuerzeug zündete vor 790.000 Jahren

Mit der Fähigkeit, jederzeit und überall Feuer entzünden zu können, erhob sich der Mensch endgültig aus dem Tierreich. Entsprechend alt ist das älteste Feuerzeug: 790.000 Jahre. Es bestand aus zwei Steinen und einem Schwamm und wurde in Israel gezündet. Mit genügend Übung und einem Feuerstein – ein metallisch glänzender knollartiger Stein, der Eisensulfidkristalle enthällt – konnte man Funken schlagen und dadurch trockenen Baumschwamm zum Glimmen bringen. Auch heute noch eine funktionierende Alternative, sollte das Feuerzeug mal streiken.

3. Das erste Kunstwerkt entstand vor 100.000 Jahren

Sein Schöpfer hockte in der Blombos-Höhle in Südafrika. In seinem Atelier mit Blick auf den Indischen Ozean rührte er in einer handtellergroßen schillernden Schneckenschale aufwendig Farbe an. Die erste Mischung bestand aus gemahlenem, rötlich glänzenden Ocker-Stücken, erhitzten Knochenkrümeln, etwas Kohle und Flüssigkeit. Mit der rötlichen Farbe bemalte der unbekannte Schöpfer zunächst seine Haut und den Körper, später auch die Wände seiner Höhle. Mit der Kunst zog das Geistige auch in die materielle Welt ein. Der Mensch war jetzt erstmals mehr als die Summe seiner Grundbedürfnisse.

4. Das erste Musikinstrument spielte vor 40.000 Jahren

Seit wir die Musik haben, können wir unsere Gefühle sensibler ausdrücken. Für Glück, Trauer, Angst oder Liebe gibt es in der Sprache nur einfache Begriffe – Musik kann diesen Gefühlen differenzierter und mehr Ausdruck verleihen. Der erste Musiker vor 40.000 Jahren wohnte in der Schwäbischen Alb. 50 Stunden lang schnitzte er, neben dem Feuer in der Höhle „Hohle Fels“ sitzend, am Flügelknochen eines nordischen Singschwans herum, bis er schließlich eine exakt pentagonsich gestimmte Flöte herstellte. Die alten Flötentöne hören wir übrigens noch heute: Kinderlieder wie „Backe, backe Kuchen“ basieren auf der Fünfton-Musik und lassen sich mit dem ältersten Musikinstrument der Menschheit spielen.

5. Die erste Nähnadel wurde vor 40.000 Jahren eingesetzt

Kleider machen Leute. Der Spruch ist alt, doch er fasst gut zusammen, wie die Nähnadel vor 40.000 Jahren den Lauf der Geschichte verändert hat: Wer sich im damaligen Mitteleuropa passgenaue, schicke Kleider schneidern konnte, ragte aus der Menge heraus, ein klarer Vorteil bei der Partnerwahl. Abgesehen davon, dass gut sitzende Kleider besser wärmen. Die älteste Nähnadel ist aus Knochen und hat eine gebohrte Öse für den Faden. Der älteste Faden besteht aus Tiersehnen, das älteste Kleid aus Leinfasern. Textilien gab es schon damals in allen möglichen Trendfarben: Gelb, Blau, Grün, Schwarz, sogar Pink und Türkis.

6. Das erste Haustier ließ sich vor 30.000 Jahren kraulen

Der Wolfshund ist der erste Gefährten des Menschen und er markiert einen fundamentalen Wandel: Wir sind nicht mehr allein auf der Welt unterwegs. Heute ist der Hund das beliebteste Haustier weltweit. Sein Stammvater – der Wolf – war vor 30.000 Jahren in den Eiszeitlandschaften Mitteleuropas das erste Tier, das der Mensch gezähmt hat. Die Wahl fiel auf eine Kreatur, die ihn begleiten sollte und nicht auf eine, die er essen wollte. Der Mensch profitierte von dieser neuen Verbindung, weil ihn der gezähmte Wolf gegen Feinde beschützte und in den eisigen Nächten die Höhle wärmte. Noch heute lassen manche Haustierbesitzer ihren Hund im Bett schlafen.

7. Die erste Stadt entstand vor 12.000 Jahren

Das Siedeln in Städten markiert einen Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte: Jäger und Sammler einigen sich darauf, dauerhaft zusammenzuleben – mit Arbeitsteilung, hierarchischen Strukturen und gemeinsamer Verwaltung. Vor rund 12.000 Jahren errichteten sie auf dem Berg Göbekli Tepe im Südosten der Türkei die ersten Monumentalbauten der Welt. Die kreisförmigen Tempelanlagen waren bereits Mittelpunkt eines mehrere hundert Quadratkilometer großen Einzuggebiets.

8. Das erste Bier lief vor 8.000 Jahren durch die Kehlen

Dem Bier zuliebe änderten die Menschen ihre Lebensgewohnheiten. Denn wer Bier brauen will, muss sesshaft sein. Aus den Urgetreidesorten Emmer und Einkorn gebraut, war Bier vor rund 8.000 Jahren Alltags- und Kultgetränk – für Frauen, Männer und Kinder gleichermaßen. Aus der mesopotamischen Stadt Ur stammt das früheste Brau-Rezept. Das trübe Gebräu war so beliebt, dass Arbeiter es als Lohn entgegennahmen. Sogar eine Hymne an die Bier- und Alkohol-Göttin gab es: Ninkasi sei, so heißt es darin, aus dem sprudelnden Wasser geboren. Fantasivoll im Vergleich zum heutigen „Zamm Zamm Zamm … Ohhh“

9. Der erste Holznagel wurde vor 7.100 Jahren eingeschlagen

Ein einfacher Holznagel markierte den Beginn einer neuen Ära des Hausbaus. Mit seiner Hilfe ließen sich erstmals in der Geschichte Bauteile dauerhaft miteinander verbinden – aufwendigere Konstrukte waren nun möglich. Die ältesten Nägel der Welt halten einen Brunnen nahe Leibzig zusammen, den Handwerker vor gut 7.100 Jahren gebaut haben. Damals verzahnten sie Eichenholzplanken mithilfe von 20 Zentimeter langen Holznägeln. Das Holz stammt von einem Baum, der im Winterhalbjahr 5.102/5.101 v.Chr. gefällt wurde. Anhand der Jahresringe konnte man die Nägel datieren.

10. Das erste Formular nervte vor 5.200 Jahren

Niemand ahnte so richtig, welch weit reichenden Auswirkungen die Einführung des ersten Formulars vor 5.200 Jahren hatte: Mit dem Formular kamen die Beamten. Auf Tontafeln von der Größe einer EC-Karte notierten sie damals penibel, welche Menge Bier, Getreide oder Schafe dem Herscher geliefert wurde – und lieferten damit auch einen wichtigen Antrieb zur Entwicklung der Schrift. Die ersten Beamten wären aber vermutlich schockiert gewesen, wenn sie heutige Steuerformulare zu Gesicht bekommen hätten.

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21 Dinge die die Welt verändert haben – Teil 2