„Der US-Mediziner Jim Yong Kim wird neuer Weltbank-Präsident. Der 52-Jährige werde die Nachfolge von Robert Zoellick antreten, der sein Amt zum Juli nach fünf Jahren abgebe, teilte die internationale Organisation am Montag in Washington mit. Der favorisierte Kim setzte sich mit der Unterstützung der Europäer, Japans und Kanadas gegen die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala durch. Auch einige Schwellenländer wie Russland, Mexiko und Südkorea stimmten für den 52-Jährigen. Anders als bei früheren Wahlen um die Weltbank-Führung war das Votum aber nicht einstimmig. Dritter Kandidat war der frühere kolumbianische Finanzminister José Antonio Ocampo – er hatte aber wenige Tage vor der Wahl aufgegeben. “

Begriffserklärung Weltbank – was ist das?

Die Weltbank bezeichnet im weiten Sinne die in Washington, D.C. (USA) angesiedelte Weltbankgruppe bzw. im engen Sinne die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung als Teil dieser Gruppe. Die Weltbankgruppe hatte ursprünglich den Zweck, den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Staaten zu finanzieren.

Die Weltbankgruppe umfasst die folgenden fünf Organisationen, die jeweils eine eigene Rechtspersönlichkeit besitzen:

  • Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (International Bank for Reconstruction and Development – IBRD; auch: World Bank)
  • Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association – IDA)
  • Internationale Finanz-Corporation (International Finance Corporation – IFC)
  • Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (Multilateral Investment Guarantee Agency – MIGA)
  • Internationales Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (International Centre for Settlement of Investment Disputes – ICSID)

Die Hauptaufgabe der Weltbank mit 187 Mitgliedsländern und rund 9.000 Mitarbeitern weltweit liegt seit den 1960er Jahren in der Entwicklungshilfe und im Kampf gegen die Armut. Ihre vergebenen Kredite und Bürgschaften belaufen sich auf mehr als 50 Mrd. Dollar (38,2 Mrd. Euro). Ihre Gründung geht auf die Konferenz in Bretton Woods 1944 zurück. Ursprünglich sollte sie nach dem Zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau fördern und in Zusammenarbeit mit dem IWF stabile Währungen schaffen, wovon auch Deutschland lange profitierte

Wer waren die bisherigen Präsidenten?

Ein Blick spricht wohl mehr wie tausend Worte, hier alle vergangenen Präsidenten der Weltbank im Überblick:

  • Eugene Meyer – USA
  • John Jay McCloy – USA
  • Eugene Robert Black – USA
  • George D. Woods – USA
  • Robert S. McNamara – USA
  • Alden W. Clausen – USA
  • Barber B. Conable – USA
  • Lewis T. Preston – USA
  • James David Wolfensohn – geb Australien, US Staatsbürger
  • Paul Wolfowitz – USA
  • Robert Zoellick – USA

Der neue Präsident kommt aus… Überraschung: USA

Der US-Mediziner Jim Yong Kim (52 Jahre alt) wird neuer Weltbank Präsident. Er übernimmt die Führung der über 9.000 Mitarbeiter und ist ab sofort oberste Instanz der Weltbank. Ebenfalls leitet Kim zur Zeit die Elite-Universität Dartmouth im Staat New Hampshire. Der gebürtige Südkoreaner ist Mitbegründer der humanitären Einrichtung „Partners in Health“, die sich seit 25 Jahren für die medizinische Behandlung von Armen in der Welt einsetzt. Zudem war der Arzt einst Direktor der Aids- und HIV-Abteilung bei der Weltgesundheitsorganisation WHO. Er war vor gut drei Wochen überraschend von US-Präsident Barack Obama nominiert worden, obwohl er anders als fast alle Vorgänger kein Finanzfachmann ist.

Die Weltbank wird seit ihrer Gründung traditionell von einem Amerikaner geführt, während der Internationale Währungsfonds (IWF) als Schwesterorganisation stets eine europäische Spitze bekommt. Erstmals waren diesmal aber auch Gegenkandidaten zu dem US-Bewerber zugelassen worden. Alle drei waren in der vergangenen Woche interviewt worden. „Ihre Kandidatur bereicherte die Diskussion über die Rolle des Präsidenten und die künftige Ausrichtung der Weltbank“, hieß es in einer Mitteilung des Exekutivrates. Alle drei hätten große Unterstützer mehrerer Mitgliedstaaten gehabt.

Unfairer Auswahlprozess

Kritiker bemängelten den Auswahlprozess als unfair gegenüber armen und aufstrebenden Ländern. Okonjo-Iweala räumte kurz vor Bekanntgabe der Entscheidung ein, keine Chancen auf das Amt zu haben. Es handle sich um einen Posten, bei dessen Besetzung politisches Gewicht und Einfluss eine Rolle spielen. „Daher kriegen ihn die USA“, zitierte sie die britische Zeitung „The Guardian“ auf ihrer Website. „Ich höre ernsthafte Bedenken zur Transparenz“, bemängelte auch der südafrikanische Finanzminister Pravin Gordhan kurz vor der Wahl.

Zoellick hatte im Februar erklärt, nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Seinen Worten zufolge ist die Weltbank heute „stark, gesund und für neue Herausforderungen gut positioniert“, so dass er sich anderen Aufgaben widmen könne. Er lobte die Wahl seines Nachfolgers: „Jim hat Armut und Verwundbarkeit durch seine beeindruckende Arbeit in Entwicklungsländern aus erster Hand gesehen“, sagte er laut einer Mitteilung.

Quellen: WebStandard, Wikipedia