Dank Milliarden-Hilfen der Notenbank und der wieder erwachten Konsumfreude der Verbraucher kommt die US-Konjunktur auf Touren: Von Oktober bis Dezember 2010 legte das Bruttoinlandsprodukt der weltgrößten Volkswirtschaft auf das Jahr hochgerechnet um 3,2 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Freitag nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Experten hatten sogar mit 3,5 Prozent gerechnet. Für das Gesamtjahr 2010 ergab sich ein Plus von 2,9 Prozent – das ist das kräftigste Wachstum seit 2005.
Insbesondere die Konsumausgaben der Verbraucher, die mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen, sorgten für Impulse: Mit 4,4 Prozent zogen diese Ausgaben im Schlussquartal so stark an wie seit rund fünf Jahren nicht mehr. „Der Private Verbrauch wurde seiner Rolle als Wachstumsstütze einmal mehr gerecht und fiel noch etwas besser aus als erwartet“, sagte Ökonom Thilo Heidrich von der deutschen Postbank. Vor allem langlebige Güter waren bei den Verbrauchern beliebt.
Hohe Arbeitslosigkeit
Die Analystin Viola Stork von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) geht jedoch davon aus, dass die US-Wirtschaft wohl ihr Tempo im ersten Quartal nicht halten wird. Die hohe Arbeitslosigkeit verhindere ein anhaltend rasche Erholung. Der Internationale Währungsfonds traut den USA für 2011 ein Wirtschaftswachstum von 3,0 Prozent zu, das sich 2012 nur leicht abkühlen soll. Die Arbeitslosenrate ist für amerikanische Verhältnisse mit 9,4 Prozent jedoch noch immer sehr hoch. Dies bereitet auch der Notenbank Fed weiter Kopfzerbrechen: Das Tempo sei einfach nicht hoch genug, um eine „deutliche Besserung“ am Arbeitsmarkt bewirken zu können, warnten die Währungshüter nach ihrem Zinsbeschluss Mitte der Woche.
Neben dem Konsum kurbelten am Jahresende auch die Exporte die Wirtschaft an: Die Ausfuhren stiegen um 8,5 Prozent und damit stärker als im Vorquartal. Damit kamen erstmals seit einem Jahr von der Handelsseite Impulse: Bei um 13,6 Prozent schrumpfenden Importen steuerte der Handel 3,44 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum bei. Damit wurde die Scharte mehr als wettgemacht, die die Lagerhaltung riss: Dieser Bilanz-Posten hatte sich seit Beginn der Wirtschaftserholung stets als Wachstumstreiber erwiesen, legte Ende 2010 jedoch lediglich um 7,2 Mrd. Dollar (5,25 Mrd. Euro) zu. Zum Vergleich: Im dritten Quartal stand noch ein Plus von 121,4 Mrd. Dollar zu Buche. „Die Lagerkomponente raubte dem Wachstum 3,7 Prozentpunkte“, sagt Postbank-Ökonom Heidrich.
Die Investitionen in Software und Ausrüstung legten das siebente Quartal in Folge zu. Allerdings stiegen die Ausgaben mit 5,8 Prozent nicht mehr so stark wie im Vorquartal, als 15,4 Prozent erreicht wurden. Mit dem Auslaufen der Konjunkturprogramm schrumpften zudem die Ausgaben des Staates. Anschubhilfe leistete der Wirtschaft hingegen die Notenbank, die im Herbst mit dem Kauf von Staatsanleihen im Volumen von 600 Mrd. Dollar begonnen hat und damit frisches Geld in die Wirtschaft pumpt.
Verbraucherstimmung trübt sich leicht ein
Das Vertrauen der US-Verbraucher in die wirtschaftliche Entwicklung ihres Landes ist leicht gesunken. Der entsprechende Index von Reuters und der Universität Michigan fiel im Jänner nach endgültigen Berechnungen vom Freitag auf 74,2 Punkte von 74,5 Zählern im Vormonat. Volkswirte hatten im Schnitt mit 73,2 Punkten gerechnet.
Der von Anlegern und Volkswirten stark beachtete Index gilt als wichtiges Konjunkturbarometer, das die Stimmung und das Kaufverhalten der US-Verbraucher im Voraus anzeigt. Die Konsumausgaben machen rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der USA aus. (APA/Reuters)