Facebook könnte zum IPO gezwungen werden, „LinkedIn“ will Kreisen zufolge dem Konkurrenten sogar noch zuvor kommen

Facebook nimmt Kurs auf die Börse. Das erst vor wenigen Jahren von dem heute 26-jährigen US-Amerikaner Mark Zuckerberg gegründete soziale Online-Netzwerk wird bereits auf einen Markenwert von 50 Milliarden Dollar geschätzt und muss von Gesetzes wegen vermutlich vom kommenden Jahr an mehr Informationen über seine Finanzen offenlegen. Konkret dürfte nämlich die Zahl der Facebook-Anteilseigner im Laufe dieses Jahres auf mehr als 500 steigen – die kritische Grenze, ab der laut US-Börsenaufsicht SEC auch nicht-börsennotierte Unternehmen mit einem Gesamtwert von mindestens 10 Mio. Dollar (7,64 Mio. Euro) vierteljährlich ihre Geschäftsdaten offenlegen müssen. Für Facebook würde dies vermutlich im April 2012 in Kraft treten, sagte eine mit den Dokumenten vertraute Gewährsperson.

Bisher hat sich Zuckerberg stets gegen einen Börsengang des im kalifornischen Palo Alto ansässigen Portals gesträubt. Nach Ansicht von Analysten wollte der 26-Jährige vor einem solchen Schritt in die Öffentlichkeit Zeit gewinnen, um unternehmerisch zu reifen. Zuckerberg, der im vergangenen Jahr vom „Time“-Magazin zur „Person des Jahres“ gewählt wurde, besitzt etwa ein Viertel der Facebook-Aktien. Unternehmenssprecher Jonathan Thaw wollte sich am Donnerstag nicht zu den Spekulationen über einen bevorstehenden Börsengang äußern.

Profit mit Werbung

In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres erwirtschaftete das Netzwerk der Gewährsperson zufolge einen Gewinn von 355 Mio. Dollar und machte einen Umsatz von 1,2 Mrd. Dollar. Wie die Online-Suchmaschine Google verdient Facebook das meiste Geld mit Werbung. Die Internet-Firma hat weltweit mehr als 500 Millionen Nutzer. Jeden Monat werden auf ihren Seiten mehr als 30 Milliarden Links, Nachrichten und Fotos veröffentlicht.

Die jetzt bekanntgewordenen Dokumente wurden von der US-Großbank Goldman Sachs an ausgesuchte Anleger verteilt. Goldman Sachs war Anfang dieser Woche mit 450 Mio. Dollar bei Facebook eingestiegen (siehe dazu auch Marktmelange).

LinkedIn mit konkreten Plänen

Die Pläne von Facebook lassen nun Sorgen um eine neue Internet-Blase reifen – nicht zuletzt deshalb, weil auch andere aufstrebende Online-Netzwerke Beobachtern zufolge an die Börse streben. Das Karriere-Netzwerk „LinkedIn“ oder die Spieleplattform „Zynga“ würden etwa einen baldigen IPO erwägen, weil sie Facebook auf jeden Fall zuvorkommen wollen, heißt es in Insider-Kreisen.

„LinkedIn“ plant diesen Schritt offenbar noch heuer. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfuhr, sollen die Banken Morgan Stanley, Bank of America und JPMorgan bereits für die Vorbereitungen ausgewählt worden sein. Ein LinkedIn-Sprecher sagte lediglich, ein Börsengang sei eine von vielen Möglichkeiten, die in Frage kämen.

LinkedIn hat mehr als 85 Millionen Mitglieder. Angaben zur finanziellen Situation macht das soziale Netzwerk nicht. Geld verdient es vor allem durch Anzeigen und Gebühren für Premium-Dienstleistungen. Wie viel die Firma an der Börse wert sein könnte, wurde in den Kreisen nicht gesagt. Auf der Internetplattform SharesPost wird LinkedIn mit rund 2,2 Milliarden Dollar bewertete. Der Wert von Facebook wurde nach dem jüngsten Investment von Goldman Sachs auf 50 Milliarden Dollar taxiert. Die Plattform hat mehr als 500 Millionen Nutzer, täglich kommen Tausende hinzu. (Reuters/red)

(Quelle:http://derstandard.at/1293370168449/Facebook-LinkedIn-Online-Netzwerke-streben-an-die-Boerse)