Seit fünf Jahren steht die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs für sämtliche Exzesse und Entgleisungen der Finanzspekulation. Durch hochspekulative Geschäfte mit der Zahlungsunfähigkeit der amerikanischen Privathaushalte konnte sich die Bank an der aktuellen Finanzkrise bereichern und wurde dank ihrer politischen Verbindungen selbst vor dem Bankrott bewahrt. Als die amerikanische Krise über den Atlantik nach Europa schwappte, wurde Goldman Sachs zu einem der Protagonisten der Euro-Krise: Die Bank soll gegen die europäische Einheitswährung spekuliert und die griechische Staatsschuldenbilanz mit Hilfe komplexer und undurchsichtiger Währungsgeschäfte geschönt haben. Als die europäischen Regierungen nacheinander dem Zorn der Wähler zum Opfer fielen, nutzte Goldman Sachs die Gunst der Stunde, um ihr komplexes Einflussgeflecht auf den alten Kontinent auszuweiten.

Goldman Sachs ist mehr als eine Bank. Sie ist ein unsichtbares Imperium, dessen Vermögen mit 700 Milliarden Euro das Budget des französischen Staates um das Zweifache übersteigt. Sie ist ein Finanzimperium auf der Sonnenseite, das die Welt mit seinen wilden Spekulationen und seiner Profitgier in ein riesiges Kasino verwandelt hat. Mit weltweit einzigartigen Verflechtungen und einem Heer aus 30.000 Bankern konnte Goldman Sachs auch in den letzten fünf Krisenjahren kräftige Gewinne einstreichen, seine Finanzkraft weiter ausbauen, seinen Einfluss auf die Regierungen stärken und sich vonseiten der amerikanischen und europäischen Justiz völlige Straffreiheit zusichern.

Das Geschäftsgebaren der Bank ist überaus diskret. Ihr Einfluss reicht weit in den Alltag der Bürger hinein – vom Facebook-Börsengang über die Ernennung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank bis hin zum Lobbying gegen die Regulierung des Finanzsektors. Der Arm der Bank ist lang, und sie befindet sich stets auf der Gewinnerseite.

 

Fazit:

Zu Arte:
Diese Dokumentation ist wieder einmal ein Meisterwerk aus dem Hause Arte. So hoch das Lob für die mehr als gelungene Dokumentation ausfällt, so hoch fällt auch die Kritik gegenüber Arte aus. Diese Dokumentation konnte nur unter den härtesten Bedingungen zugänglich gemacht werden. Eigentlich wäre dies auch nicht der Rede wert, da es sich schließlich um eine vom Sender finanzierte Dokumentation handelt und sie somit selbstverständlich alle Ansprüche auf Copyright haben. Angesichts der Brisanz der Informationen und der Fakten die in dieser Dokumentation gezeigt werden, ist es für mich jedoch moralisch inakzeptabel, eine solche Dokumentation der breiten Öffentlichkeit unzugänglich zu machen.

Zu Goldman Sachs:
Naiv wäre es, die Bank als alleinigen Schuldigen für die Krise anzuprangern. Unser System – der Kapitalismus – schafft die Existenzberechtigung für solche Großbanken und Firmen, sie sind also nur ein Produkt unseres Systems. Das Vorgehen von Goldman Sachs ist somit rein wirtschaftlich gesehen legitim, moralisch jedoch höchst fragwürdig. Es müssen dringend Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und speziell für den Finanzsektor geschaffen werden. Denn auf die Moral und Vernunft der Spekulanten zu hoffen, wäre ein fataler Fehler. Unser Bildungsystem schult angehende Wirtschaftsmänner/frauen den Gewinn/Umsatz maximal auszubauen – im Sinne der Firma – ohne Rücksicht auf soziale Aspekte der Mitarbeiter oder der Gesellschaft.

Zu den Regierungen:
Auf der einen Seite fordern wir Menschen mehr Freiheit und den Rückzug des Staates aus so ziemlich allen Bereichen des Lebens. Dies hat einen rapiden Abbau der Regulierungen und Rahmenbedingungen zur Folge und ermöglicht es Firmen und Gruppen, sich in Grauzonen zu bewegen und in ihrem Sinne die Grenzen des Legalen zu umgehen oder sie zu verschieben. Auf der anderen Seite wollen wir durch staatliche Regulierungen und Gesetze solche Ausuferungen unterbinden, wodurch einige wiederum einen Verlust der Freiheit befürchten. Das Dilemma in dem wir uns befinden, könnte also nicht verstrickter sein.

Die Frage: ist ein Mittel zwischen Privatisierung und staatlicher Aufsicht überhaupt möglich, und inwieweit ist der Staat selbst nicht schon zum Privatunternehmen mutiert?