Der Vortrag von Prof. Dr. Gunter Dueck war eines der Highlights auf dem ZVEI-Jahreskongress 2011 in Berlin. Wer den Cheftechnologen von IBM erlebt hat, versteht, warum er dort den Namen „Wild Duck“ trägt. Brilliant versteht er es schwere Themen, aufgelockert durch seine charmant-witzige Art, auch für nicht IT’ler interessant zu machen.

Bedroht das Internet den kompletten Dienstleistungssektor?

In der kürze der Zeit, werden einige wichtige Veränderungen des 21. Jahrhunderts angesprochen. Bedroht das Internet den kompletten Dienstleistungssektor? Der Traum der IT- und Internetjugend, alles im Web auffindbar und damit allen zugänglich zu machen, stellt zugleich auch den Alptraum vieler Wirtschaftler dar. Wie sollen speziell Dienstleistungen noch verkauft werden, wenn jeder alles selbst machen kann? Beliebtes Beispiel ist hier das Reisebüro. Was kann Ihnen der Angestellte in einem Reisebüro noch groß über eine Destination erzählen, wenn Sie vorher zwei Stunden gegoogelt haben? Zugegeben, er könnte Ihnen seine persönliche Erfahrung schildern, aber könnten Sie diese nicht auch über Kundenrezessionen im Internet erfahren?

Auch der Ruf nach einer Strukturierung des Netzes und dessen Benützung wird in den Raum geworfen. Wieso erfinden wir im Netz tag täglich das Rad neu? Perfektionierte Services sollten als Grundlage des modernen Webs dienen, neue Technologien schnellst möglich freigegeben werden, ungeachtet etwaiger „Release-Zyklen“. Gemäß der Logik: „Je früher ein Tüftler neue Technologie in die Finger bekommt, desto früher kann er diese auch weiterentwickeln oder mit dieser Probleme lösen. Doch Gibt es die Technologie, wird sie aber dem Tüftler vorenthalten, so zögert man Problemlösungen länger hinaus, als man müsste.“ Dies lässt sich jedoch aktuell nicht mit unserem Wirtschaftsdogma vereinbaren, in welchem wir solche Veröffentlichungen gezielt hinauszögern, um den Profit pro Quartal oder Jahr anzukurbeln. (Man denke an die halbjährlichen neuen Smartphone Vorstellungen. Die neuen Technologien werden nur Schrittweise veröffentlicht, damit man so lange wie möglich damit Profit machen kann.)

 

Prof. Dr. Gunter Dueck:

Prof. Dr. Gunter Dueck (* 9. Dezember 1951 in Hildesheim) ist ein deutscher Mathematiker und Autor weltanschaulich-philosophischer Sachbücher. Dueck studierte in Göttingen Mathematik und Betriebswirtschaft, 1977 wurde er an der Universität Bielefeld in Mathematik promoviert. Nach der Habilitation 1981 war Gunter Dueck fünf Jahre Professor für Mathematik an der Universität Bielefeld.

1987 wechselte er an das Wissenschaftliche Zentrum der IBM in Heidelberg. Dort gründete er eine große Arbeitsgruppe zur Lösung industrieller Optimierungsprobleme und war maßgeblich am Aufbau des Data-Warehouse-Service-Geschäftes der IBM Deutschland beteiligt, zuletzt als Chief Technology Officer. Gunter Dueck war IBM Distinguished Engineer, Mitglied der IBM Academy of Technology und IBM Master Inventor. Er arbeitete an der technologischen Ausrichtung der IBM, an Strategiefragen und Cultural Change mit. Im August 2011 ist er bei IBM in den Ruhestand gegangen.

Gunter Dueck war Mitglied der Präsidien der Gesellschaft für Informatik (GI) und der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV). Seit 1. September 2011 arbeitet er als freier Schriftsteller und Redner.

Anfang 2013 beteiligte sich Gunter Dueck als Gründungsgesellschafter an der HalloWelt! Publishing GmbH, die die Internet-Plattform BlueForge aufbaut. BlueForge ist eine Art Wikipedia der Software, in der Software bewertet, kommentiert und auch „in der Cloud“ ausprobiert werden kann.

Gunter Dueck schreibt die Kolumne im Informatik Spektrum. Er lebt mit seiner Frau in Waldhilsbach bei Heidelberg und hat zwei Kinder.

Wikipedia