Unterstützer von Anonymous wollen Logindaten 55’000 Twitter-Accounts frei zugänglich ins Netz gestellt haben. Der Microblogging-Dienst sieht das Gros als wertlos an und kämpft zurzeit an einer anderen Front: Man wehrt sich dagegen, Informationen über einen Occupy-Aktivisten herauszugeben.

Sympathisanten des Kollektivs Anonymous haben auf Pastebin.com nach eigenen Angaben die Zugangsdaten von etwa 55’000 Twitter-Konten veröffentlicht. Der Microblogging-Dienst liess in einem Tweet wissen, 20’000 Accounts seien Duplikate, viele andere gelöschte Spammer-Konten. Trotzdem sei man bereits dabei, herauszufinden, wie die Daten ins Netz gelangten. Im Übrigen habe man potenzielle Opfer dazu aufgefordert, ihre Passwörter zu ändern.

In einem anderen Fall der unfreiwilligen Weitergabe von Anwenderdaten gibt es ebenfalls Neuigkeiten: Twitter hat einen Antrag beim New Yorker Bezirksgericht eingereicht, laut dem das Unternehmen keine Informationen über das Konto @destructuremal und die über dieses abgesetzten Kurznachrichten herausgeben möchte. Es gehört Malcolm Harris, der am 1. Oktober während finanzmarktkritischen Protesten unter dem Motto «Occupy Wall Street» auf der Brooklyn Bridge wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen wurde.

Occupy-Aktivist im Bilde

Richter Matthew Sciarrino begründete seine Entscheidung Ende April so: «Twitters Erlaubnis, die Tweets des Angeklagten zu benutzen, bedeutet, dass sie ihm nicht gehören.» Die Staatsanwaltschaft will Harris nachweisen, dass er über polizeiliche Anweisungen im Bilde war und sich ihnen somit bewusst widersetzte, als er und seine Mitstreiter den Verkehr auf der Brücke behinderten.

In seinem Antrag verwies Twitter auf seine Nutzungsbedingungen, laut denen Usern die Rechte an selbst veröffentlichten Inhalten zustehen. Ausserdem erwähnte das Unternehmen den Stored Communications Act: Personen können Gerichtsentscheidungen zur Auslieferung von Netzdaten anfechten.
OWS Twitter Copy

Lob erhielt Twitter für dieses Vorgehen von der Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (Aclu): Ermittler verlangten immer aggressiver Auskunft darüber, was Personen im Internet tun, hiess es in einem Blogeintrag der Aclu. Vielfach könnten User nicht dagegen vorgehen, weswegen es «umso wichtiger ist, dass sich Unternehmen ihnen zur Seite stehen.»

In einem anderen Occupy-Fall hatte Twitter die Daten eines Nutzers an Bostoner Ermittler weitergegeben, der unter den Pseudonymen pOisAnON and Guido Fawkes auftrat und Hackerangriffe auf Polizeirechner gestartet haben soll. Twitter will dabei nur das für die Ermittlungen nötige Minimum an Daten übermittelt haben. Nähere Angaben machte das Unternehmen dazu nicht.

Daten von Wikileaks-Unterstützern herausgegeben

Im Unterschied zu Facebook informiert Twitter seine Nutzer, wenn Daten an Ermittler übergeben werden. So gab der Microblogging-Dienst im Januar auf Geheiss eines Gerichts in Alexandria, Virginia, die Daten der Wikileaks-Unterstützer Jacob Appelbaum, Rop Gonggrijp und Birgitta Jonsdottir weiter.

Das amerikanische Justizministerium hatte das Unternehmen im Dezember 2010 dazu aufgefordert. Die Ermittler wollen unter anderem mehr darüber erfahren, wie Macher der Whistleblower-Seite an geheime Dokumente kamen. Appelbaum, Gonggrijp und Jonsdottir kritisierten, sie hätten sich keine Straftaten zuschulden kommen lassen, weswegen die Herausgabe ihrer Daten nicht rechtens sei.