Nach dem Reaktorunglück in Fukushima am 11. März 2011 überprüft Japan seine Energiepolitik. Soll das Land Öl und Gas importieren? Oder können alternative Energiequellen den Bedarf sicherstellen?

Japan steht vor einem Energiewandel

Der Tsunami der Japan 2011 verwüstete war ein verhältnismäßig kleines Übel im Vergleich zu der einhergehenden Atomkatastrophe von Fukushima. Das Land wurde parallel von zwei furchtbaren Katastrophen heimgesucht. Während die Folgen des Tsunamis langsam abklingen, wirkt der atomare GAU noch lange nach. Millionen Kubikmeter verstrahltes Erdmaterial wird zur Zeit abgegraben und aufwändig entsorgt. Dabei ist die zu entsorgende Masse einfach unvorstellbar, so müssten beinahe 4 Meter der gesamten Fläche Japans abgekratzt werden.

Diese Ereignisse haben zu einem gravierenden Umdenken in Japan geführt. Direkt nach der nuklearen Katastrophe in Fukushima wurden alle japanischen AKWs heruntergefahren. Zwar beschloss Japan keinen sofortigen Atomausstieg, dennoch wurde eine stufenweise Reduktion angestrebt. Doch die fehlende Energie muss kompensiert werden. Firmen wie Panasonic arbeiten intensiv an der Umsetzung ehrgeiziger Ziele: Eine „grüne“ Siedlung, die ihren Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien bezieht, soll das Energieproblem für die Städte Japans lösen. Das Projekt mit dem Namen „SmartTown“ zieht öffentlich immer mehr Aufmerksamkeit auf sich und bereitet so langsam den Weg für einen Paradigmenwechsel in der Energiepolitik.

Windkraft und Erdwärme als Chance für die Energieunabhängigkeit

Energieunabhängigkeit – ein großer Traum Japans könnte nun zumindest teilweise Wirklichkeit werden. Denn kaum ein anderes Land importiert so viel wie Japan. Beinahe alle Rohstoffe des Landes müssen täglich angeschifft werden. Energie – der Motor der Wirtschaft und der Industrie ist das größte Sorgenkind Japans. Die Kohlekraftwerke und Atommeiler des Landes funktionieren nicht ohne importierte Rohstoffe. Starke Lobbygruppen haben ein Umdenken bis jetzt zu verhindern gewusst, doch Fukushima durchbrach auch diese Fesseln. Das Volk und die Investoren sind bereit andere Wege zu gehen und die Pläne sind groß.

Vor der Küste Japans bläst der Wind beständig und teils mit großer Stärke, ideal für Windkraftanlagen. Doch nicht irgendwelche, 143 schwimmende Windräder – jedes davon 100 Meter hoch – sollen 20 Kilometer vor der Küste Fukushimas verankert werden. 3 schwimmende Umspannwerke werden den Strom an den Verteilerknoten in Fukushima weiterleiten. Mit einer Leistung von mehr als 1 Gigawatt soll es das größte Windkraftwerk der Welt werden. Dies würde einer Leistung eines modernen AKWs gleich kommen, nur ohne dessen radioaktives Risiko und natürlich auch ohne den radioaktiven Abfall.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Erdwärme. Japan verfügt neben Indonesien die weltweit besten Vorraussetzungen zur Nutzung von Erdwärme – eine in Japan mehrheitlich völlig ungenutzte Energiequelle.