In der Agrarchemie Branche ist zur Zeit die Hölle los. Übernahmen und Fusionen stehen an der Tagesordnung. Im März 2016 berichtete das Handelsblatt über Spekulationen, der Saatgutriese Monsanto wäre am Pflanzenschutzgeschäft des Chemiekonzerns Bayer interessiert. Die Gespräche wurde kurze Zeit darauf abgebrochen. Nun erleben wir einen Spin, gerät doch Monsanto selbst nun ins Visier von Übernahmespekulationen.
Bayer will sein Pflanzenschutzgeschäft ausbauen
Bayer plant schon seit geraumer Zeit sein Pflanzenschutzgeschäft weiter auszubauen um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Der deutsche Chemiekonzern sucht deswegen verzweifelt nach Partnern oder nach übernahmefähigen Firmen. Kandidaten gibt es dabei nur wenige. Der bereits hochverdichtete Markt der Agrochemie besteht eigentlich nur noch aus 6 Global Playern.
- Monsanto
Umsatz 2014: 15,6 Mrd. US-Dollar (2013: 14,8 Mrd. US-Dollar) - Syngenta
Umsatz 2014: 15,1 Mrd. US-Dollar (2013: 14,7 Mrd. US-Dollar) - Bayer
Umsatz 2014: 12,6 Mrd. US-Dollar (2013: 11,7 Mrd. US-Dollar) - Dupont
Umsatz 2014: 11,3 Mrd. US-Dollar (2013: 11,7 Mrd. US-Dollar) - Dow Chemical
Umsatz 2014: 7,3 Mrd. US-Dollar (2013: 7,1 Mrd. US-Dollar) - BASF
Umsatz 2014: 7,2 Mrd. US-Dollar (2013: 6,9 Mrd. US-Dollar)
Warum Monsanto einen Partner braucht
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte im März von Insidern erfahren, dass Monsanto und Bayer Gespräche führen. Mit Bayer würden mehrere Optionen diskutiert. Dabei wollen die Leverkusener in den Gesprächen herausfinden, wie stark das Interesse von Monsanto sei.
Monsanto war im Sommer 2015 mit seinem Übernahmeversuch des Pflanzenschutzspezialisten Syngenta abgeblitzt. Die Schweizer werden nun vom chinesischen Staatskonzern ChemChina für 43 Milliarden Dollar geschluckt. Nach Ankündigung der Megafusion der US-Chemiekonzerne DuPont und Dow Chemical, die das Agrarchemiegeschäft als eigenständiges Unternehmen aufstellen wollen, steht Monsanto unter Druck, sich einen Partner zu suchen.
Dazu läuft es in der Branche aktuell nicht rund: Fallende Getreidepreise und instabile Märkte in den Schwellenländern haben den Herstellern von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut zuletzt zugesetzt.
TTIP – Glyphosat und die Rolle Deutschlands
Vor der EU-Entscheidung über die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat gehen hierzulande die Wogen hoch. Einerseits wegen der emotional geführten Debatte um die Einführung des Freihandelsabkommens TTIP, als auch wegen den widersprüchlichen Untersuchungsergebnisse rund um Glyphosat. Hier widersprechen sich die Untersuchungen, so kommt die WHO in ihrem Bericht zum Schluss, dass Glyphosat beim Menschen „wahrscheinlich krebserregend“ ist. Nun rudert die UN beziehungsweise die WHO zurück. Obgleich Glyphosat inzwischen bereits im Urin von getesteten Menschen nachweisbar ist, bescheinigt die neue Studie die scheinbare Unbedenklichkeit.
Wie verhält sich Deutschland in dieser Frage? Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sieht sich in seiner Ansicht, Glyphosat auch in Deutschland weiter zu legitimieren bestätigt. Während Umweltministerin Barbara Hendricks und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (beide SPD) sich nun gegen eine Zulassungsverlängerung aussprechen. Kurios jedoch die Aussage der SPD Minister:
Man wolle einer Verlängerung der Zulassung für Glyphosat in der EU nicht zustimmen – damit man dies erreiche müsse sich Deutschland Zitat: „in Brüssel der Stimme enthalten“.
Lassen wir den letzten Satz noch einmal wirken. Die SPD Minister wollen nicht, dass Glyphosat in Deutschland beziehungsweise in der EU flächenmäßig zum Einsatz kommt. Um dies zu erreichen müsse man sich bei der Abstimmung in Brüssel der Stimme enthalten. Sollte man diese Logik nun verstehen oder einfach nur nickend mitschreiben wie es die etablierten Medien gerade tun? Fakt ist bei Abstimmungen kann man entweder FÜR etwas, GEGEN etwas oder eben enthaltend entscheiden. Letzteres bedeutet so viel wie ich schließe mich der Mehrheit an, da ich selbst keine feste Meinung dazu vertrete. In einem wachen Moment muss man sich nun die Frage stellen für was sind die SPD Minister nun eigentlich? Denn wer sich in Interviews im eigenen Land GEGEN etwas ausspricht, kann sich eigentlich per Definition bei der Abstimmung dann nicht enthalten, bezieht er doch klar Stellung.
Ohne einem Minister hier auf die Füße treten zu wollen, so ist es dennoch bemerkenswert, wie die Dinge scheinbar zusammenhängen. Würde Deutschland sich gegen Glyphosat aussprechen und eben solches verbieten, würde sich Bayer mit der Übernahme von Monsanto einen riesigen Flop einheimsen. Ist der Einsatz von Glyphosat doch ein Hauptbestandteil der Produktlinie von Monsanto.
Hervorragend recherchierter Artikel!