Forscher entwickelten eine Art smartes Pflaster, das Daten über den Körper aufzeichnen kann: Die flexible Folie ist der jüngste Durchbruch in Sachen tragbarer Elektronik. Notorische Körpervermesser wie Tim Ferris werden sich freuen. Der 33-jährige US-Amerikaner ist einer der Protagonisten der sogenannten Quantified-Self-Bewegung, deren Anhänger ihr ganzes Leben zur eigenen Leistungsverbesserung in Zahlen und Statistiken erfassen. Und dazu muss natürlich auch ständig der eigene Körper vermessen werden.
Die insbesondere in den USA rapide wachsende Zahl der Selbstvermesser ist zwar nicht die eigentliche Zielgruppe des „Elektronikpflasters“, das ein US-Forscherteam in der aktuellen Ausgabe der US-Wissenschaftszeitschrift Science (Bd. 333, S. 838) vorstellt. Aber ihrem Bemühen um die Selbstdigitalisierung werden sie besonderes Interesse an der revolutionären „elektronischen Haut“ haben, die medizinische Daten sammeln soll.
Auf den ersten Blick ist die Erfindung kaum von einem Abziehtattoo für Kinder an der Haut zu unterscheiden. Und ähnlich wie ein solches haftet das smarte Elektronikpflaster direkt an der Haut und passt sich auch allen Veränderungen an.
Was sich allerdings zwischen den zwei durchsichtigen Schutzschichten befindet, das hat es in sich: John A. Rogers (University of Illinois) und seine Kollegen haben Sensoren, LEDs, Transistoren, Antennen und Kondensatoren in die flexible Folie integriert, die sich ungefähr so störend anfühlt wie ein Abziehtattoo für Kinder. Nämlich gar nicht.
„Unser Ziel war es, eine elektronische Technologie zu entwickeln, die sich so an die Haut des Benützers anpasst, dass sie mechanisch und physiologisch unsichtbar wird“, sagt Miterfinder Rogers, einer der Hauptautoren der neuen Studie. Und er gibt sich überzeugt, dass dieses Ziel erreicht wurde – mit einer Technologie, die Unterschiede zwischen der (normalerweise starren) Elektronik und der (beweglichen und dehnbaren) Biologie zum Verschwimmen bringt.
Die elektronische Haut war an Arm, Nacken, Stirn, Wange oder Kinn zumindest 24 Stunden einsatzfähig und zeichnete in Tests unter anderem die elektrische Aktivität des Herzens auf. Eine künftige Zielgruppe sind entsprechend Patienten, denen man bei langwierigen Untersuchungen der Herz- oder Hirnfunktionen eine Verkabelung mit größeren Geräten zu ersparen könnte. Oder eben die Selbstvermesser.